Hey Melissa, mach doch bitte mal die Inspektion! Vanessa, überprüf doch mal die Bremsen! Lisa, mach doch mal einen Lichttest! Jessica, bring mir mal den Schraubenschlüssel! Lauter Frauennamen in der Autowerkstatt? Beim Autohaus Kehm in Bad Neustadt schwirren gleich vier junge Damen zwischen Prüfstand und Hebebühne durch die Meisterwerkstatt. In dieser Männerdomäne sicherlich deutschlandweit ungewöhnlich. Wer jedoch weiß, dass das renommierte Familienunternehmen von einer Frau geführt wird, versteht die geballte Rhöner Frauenpower gleich viel besser.
„Es war schon immer mein Wunsch, mehr Frauen in technischen Bereich zu beschäftigen“, erzählt Ulrike Kehm, die seit 28 Jahren das Autohaus mit viel Energie führt. Mit Start ins Ausbildungsjahr 2018/19 mischen sich drei Mädchen unter die Männerriege in der Werkstatt. Vanessa Hey aus Aubstadt, 18 Jahre, ist bereits im dritten Lehrjahr. Die leidenschaftliche Motocross-Fahrerin freut sich über die volle Unterstützung der männlichen Kollegen. „Okay, bei 17 Zoll Reifen ist dann doch die Kraftgrenze erreicht. Dann springen die Jungs gerne ein“, erzählt die ehemalige Realschülerin. Der Berufswunsch war von Anfang klar. „Ich hab schon immer lieber mit meinem Vater und Opa an Autos geschraubt als mit Barbies gespielt“. Nach dem ersten Praktikum bei Kehm wusste sie, dass sie hier am richtigen Platz ist.
Im zweiten Lehrjahr ist Lisa Haase aus Bad Bocklet, 20 Jahre. Sie hat erst Verkäuferin gelernt und dann vom Pferd aufs Auto umgesattelt. Als Kind hat sie am liebsten mit dem Vater Modellflugzeuge gebaut. Jetzt setzt sie ihr Ausbildungswissen am liebsten am eigenen Auto ein, das sie mit vielen Arbeitsstunden auf den neuesten Stand bringt. Im Autohaus Kehm gefällt es ihr gut, vor allem weil es so familiär zugeht.
Jüngste im Bunde der Frauenpower-Riege im Autohaus Kehm ist Jessica Zadel aus Ostheim v. d. Rhön, 16 Jahre. Die Mittelschülerin hat den Spaß an der Werkstattarbeit bei einem Orientierungstag entdeckt. Geplant war das nicht, obwohl auch sie schon immer in der elterlichen Hobbywerkstatt zugange war. Ein Praktikum in der 8. Klasse brachte die Initialzündung. „Ich durfte sehr viel selbst machen, das hat super viel Spaß gemacht“, erinnert sie sich. Chefin Ulrike Kehm reagierte schnell und bot ihr gleich den Ausbildungsvertrag an. „Wir haben das Potenzial von Jessica schnell erkannt, ebenso wie bei den anderen Mädchen. Da muss man dann schnell sein“, weiß die Mobilitätsexpertin. „Es ist alles perfekt für mich, und das sage ich jetzt nicht, weil die Chefin da sitzt“, berichtet die begeisterte Sportlerin Jessica.
Vorbild ist Abiturientin Melissa Kerber aus Seubrigshausen. Die 21-jährige KFZ-Mechatronikerin hat nach dreieinhalb Jahren ihren Meisterbrief in der Tasche. Für ihre Berufsausbildung hat sie das Programm „Abi und Auto“ genutzt. Besonders stolz ist sie, dass sie als erste Frau im Autohaus Kehm technisch ausbilden darf. Ab sofort konzentriert sich die Fachkraft im Autohaus Kehm auf die Serviceberatung. „Jetzt möchte ich mehr Kundenkontakt haben“, erklärt sie. Außerdem kann sie auf der Karriereleiter weitermachen – mit VW-internen Qualifizierungsmaßnahmen. Ein Stipendium hat sie beantragt. „Das Handwerk bietet so viele Fördermöglichkeiten. Man braucht nicht immer ein Studium für die Karriere“, unterstreicht sie mit Nachdruck. Eine Gewissheit, die auch ihre Chefin Ulrike Kehm teilt.
Ihre Türen stehen immer offen für junge Frauen und natürlich junge Männer, die ihren Traumberuf im Autohaus sehen. Derzeit beschäftigt das Autohaus Kehm 18 Auszubildende. Diese werden mit Orientierungstagen, internen Schulungen und vielen Aktionen zum Erfahrungsaustausch intensiv gefördert.
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